
Installation der Shadow phenomena 2024 in der Ausstellung Gegen Hass und Antisemitismus in der Galerie des VBK Berlin. Foto: MHolz © VG Bild-Kunst
Margret Holz widmet sich in ihrem vielgestaltigen Werk seit Jahrzehnten auf unterschiedlichste Weise dem Einwirken von Zeit auf Geschichte, auf das Gedächtnis von historischen und fiktiven Orten und ganz haptisch als Einwirkung auf das bildhauerische Material. Mit der hier präsentierten Skulptur »Shadow phenomena « zeigt die Bildhauerin große Metallscheiben, die amorphe, schattenartige, sich kreuzende Formen aufweisen. Was wir hier sehen, ist das langsame und konzentrierte Eindringen der Hitze durch Feuer in das Material Stahl, durch die kontrollierte und präzise Bearbeitung der Bildhauerin. Die ehemals gleichförmigen Scheiben verformen sich unter der Kraft der Hitze und die farblichen Nuancen der Schatten zeugen von der formgebenden und auch zerstörerischen, archaischen Kraft des Feuers. In Margret Holz’ minimalistischen Skulpturen materialisiert sich bildhauerische Handlung, die sowohl als Brandmal als auch als Metapher eingebrannter Zeit für die nicht abbildbaren Schatten der Geschichte gelesen werden können.
In ihrem Jahrzehnte langem Schaffen materialisieren sich die Schatten der Erinnerung, werden greifbar und gegenwärtig, und werfen ein metaphorisches Licht auf mögliche künftige Spuren der Krisen transnationaler und ökologischer Verflechtungen, Grenzziehungen, Fragmentierung und der Störanfälligkeit von offenen gesellschaftlichen und natürlichen Systemen. Veronika Witte, Berlin